Die Geschichte unserer Wehr

Chronik der  Freiwilligen Feuerwehr Nidda e.V.

Gegründet 1877

Am 10. Juni 1877 folgten circa 60 Männer einem Aufruf im Niddarer Anzeigenblatt und trafen sich zur Gründung der Niddarer Feuerwehr. Wie aus den alten noch vorhandenen Sitzungsprotokollen hervorgeht, waren sie nicht aus Spaß an der Freud zusammen gekommen, sondern sie sorgten sich sehr um ihr Hab und Gut und gründeten daher die Freiwillige Feuerwehr Nidda.

Viele von ihnen gingen aus einer Abteilung des Turnvereins hervor, die bis dato den Feuerschutz in der Stadt mit übernommen hatte. Die Ausrüstung der Wehr war schnell beschafft, bestand sie doch nach der Gründung hauptsächlich aus Ledereimern und einer kleinen Handspritze, die heute noch vorhanden ist.

Als erster Kommandant befehligte Daniel Lynker die junge Wehr bis 1886. Die Geräte waren alle im alten Rathaus und im Burghof untergebracht. Mit dieser Notlösung musste sich der junge Verein Feuerwehr 30 Jahre lang behelfen. In dieser Zeit wuchs die Wehr unter der Führung von Karl Vetzenberger, der von 1898-1919 die Geschicke der Wehr leitete, auf stattliche 91 Mitglieder heran.

Man hatte keinerlei Räumlichkeiten, um Treffen oder Unterrichte durchzuführen, geschweige denn die Utensilien zu verwahren. Man beschloss daher ein Fachwerkhaus auf dem Marktplatz umzubauen und für diese Zwecke zu nutzen. Am 2. Juni 1907 war es dann soweit und das neue Spritzenhaus konnte eingeweiht werden. Im gleichen Zeitraum bekam die Wehr eine große Saug- und Druckspritze sowie eine fahrbare Holzleiter, die auch heute noch vorhanden ist.

Die Aufwärtsbewegung wurde durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen, denn es erlosch fast jegliche Vereinsarbeit. Es dauerte aber nur kurze Zeit, bis die Feuerwehr die Schwierigkeiten nach dem Kriegsende überwunden hatte. Es wurden moderne und größere Pumpen angeschafft und die Ausrüstung wurde immer vielseitiger. Bald schon musste die Wehr ihre Schlagkraft unter Beweis stellen, denn 1935 kam es zu einem Großbrand im Sägewerk Himmelsbach und wenige Monate später brannten mehrere Gehöfte in Geiß-Nidda nieder.

Der Zweite Weltkrieg unterbrach wieder die ständigen Bemühungen, die Wehr auf gutem Leistungsniveau zu halten. Der Kommandant August Erk und viele Feuerwehrmänner wurden eingezogen. Zu Hause gebliebene Feuerwehrmänner mussten die durch Bombenabwürfe verursachten Großbrände in den Städten Frankfurt, Offenbach, Gießen, Mainz, Hanau, Mannheim und Kassel unter Lebensgefahr löschen. Sie wurden fortan Feuerlöschpolizei genannt und hatten einen Mercedes-Benz zur Verfügung. Das Fahrzeug mit Baujahr 1941 nannte sich „Leichtes Löschgruppenfahrzeug (LLG)“ und leistete über den Krieg hinaus bis 1984 bei der Niddarer Wehr noch treue Dienste.

Nach dem Kriegsende dauerte es noch einige Jahre, bis sich die Wehr von den Wirren des Krieges erholt hatte. Es war von diesem Zeitpunkt an eine schnelle und positive Aufwärtsentwicklung bis zum heutigen Tag gegeben. Es fanden Übungen mit Brand Angriffen statt und die theoretische Schulung der Feuerwehrmänner wurde intensiviert. Das 75-jährige Vereinsjubiläum konnte 1952 in Verbindung mit dem Kreisfeuerwehrtag gefeiert werden. Im Laufe der Zeit wurde die Ausrüstung immer vielseitiger und die Fahrzeuge immer größer. Man beschloss daher im Jahre 1962 das Spritzenhaus am Marktplatz im freiwilligen Arbeitseinsatz zu erweitern. Ein Jahr später waren die Arbeiten beendet und man dachte, dass man nun für viele Jahre ein optimales Gebäude habe, was sich aber schon 1968 als Irrtum erwies.

Auch musikalisch war die Feuerwehr mit dabei. Schon 1898 wurde die erste Feuerwehrkapelle gegründet, die schon bald wieder auseinanderfiel. Der zweite Anlauf wurde 1910 unternommen. Die Feuerwehrkapelle erfreute bis zum Zweiten Weltkrieg die Niddaer Bevölkerung. Bei der Generalversammlung im Januar 1963 kam zum dritten Mal wieder die Gründung eines Spielmannszuges ins Gespräch, der dann auch im selben Jahr gegründet wurde. Die Stabführer waren Philipp Strecker, Wilhelm Finke, Alfred Rudakowski, Kurt Wiche, Bernd Landmann, Walter Hirth und Armin Oechler. Sie konnten viele und große Erfolge bei der Teilnahme an zahlreichen Wettbewerben verbuchen. Aber leider fiel der anfangs sehr erfolgreiche Spielmannszug 1990 wieder auseinander.

Im Jahre 1971 wurde eine Satzungsänderung vorgenommen, die zur Veränderung in der Vorstandsbesetzung der Freiwilligen Feuerwehr Nidda führte. Neben dem Ortsbrandmeister wurde die Position des 1.Vorsitzenden geschaffen. Die Generalversammlung wählte Wilhelm Eckhardt zum 1. Vorsitzenden und Alfred Rudakowski zum Wehrführer. In 1972 wurde die Feuerwehr offiziell ins Vereinsregister eingetragen.

Im Folgejahr unternahm man einen wichtigen Schritt für die Förderung seines Nachwuchses, die Gründung einer Jugendfeuerwehr. Zu den ersten Jugendwarten wurden Horst Bechtold und Albert Scheig ernannt. Über die Jahre fand diese recht aktive Gruppe, aus der bis zum heutigen Tag viel Nachwuchs für die Feuerwehr hervorgeht, regen Zuspruch.

1977 war für die Feuerwehr ein bedeutendes Jahr. Der neue Feuerwehrstützpunkt im „Burgring“ wurde eingeweiht, sowie das 100-jährige Vereinsjubiläum in Verbindung mit dem Kreisverbandstag und den Landeswertungsspielen unter großer Beteiligung der Bevölkerung festlich begangen. Durch den neuen Stützpunkt wurde der Wirkungskreis der Wehr immer größer, der nun neben den Ortsteilfeuerwehren für die gesamte Großgemeinde sowie Ranstadt, dem Krankenhaus in Schotten und Echzell zuständig war. Hierzu wurden auch immer wieder neue Fahrzeuge und Gerätschaften angeschafft. Ein Meilenstein hierbei war 1978 die Anschaffung der Drehleiter DL 25 aus dem Bestand der hessischen Feuerwehrschule, die bis 1990 der Wehr gute Dienste leistete. In 1979 wurde ein Schlauchwagen SW 100, 1980 ein Rüstwagen RW 1 und 1985 ein Löschfahrzeug LF16 sowie ein VW-Bus in Dienst gestellt.

1986 folgte ein Wechsel in der Wehrführung. Matthias Holland übernahm das Amt für die nächsten 23 Jahre von Alfred Rudakowski, der die Geschicke der Wehr 12 Jahre geleitet hatte. Für seine Verdienste um die Wehr wurde Alfred Rudakowski zum Ehrenwehrführer ernannt. Die Ausrüstung wurde analog den Aufgaben immer umfangreicher und moderner. So wurde im Jahr 1990 ein TLF 16 und eine DLK 23/12 und 2001 ein Einsatzleitwagen ELW 1 beschafft.

Die alte Drehleiter wurde aber nicht ausgemustert, sondern im Rahmen der deutschen Wiedervereinigung der Niddarer Partnerstadt Bad Kösen in Sachsen-Anhalt übergeben, wo sie bis zum heutigen Tag vorbildlich gepflegt wird. Außerdem wurde das 30 Jahre alte LF 8 durch einen modernen Nachfolger, ein TSF-W, ersetzt. Aus Vereinsmitteln wurde zusätzlich in 2005 ein Mannschaftstransportfahrzeug MTF Mercedes Sprinter beschafft, das hauptsächlich für den Transport der Jugendgruppen diente und den VW Bus ersetzte. In 2011 erhielt man einen Gerätewagen Logistik (GW-L), der den alten Gerätewagen und den Schlauchwagen ersetzen sollte. Bereits ein Jahr später wurde ein neues Hilfeleistungs-Löschfahrzeug HLF-20 in Dienst gestellt. Es ersetzte den mittlerweile 32 Jahre alten Rüstwagen und das LF16.

Bereits 1980 schaffte man die ersten Funkmeldeempfänger an, um eine stille Alarmierung durchführen zu können. Aufgrund des Wirkungsbereiches der Wehr wurde es unmöglich, die rund 100 Einsätze im Jahr jedes Mal über Sirene zu alarmieren. Mit dem Jahr 2014 zog der Digitalfunk in Nidda ein. Sämtliche Funkgeräte in den Fahrzeugen wurden durch die neue und moderne Technik ersetzt.

1988 schloss man Freundschaft mit der Feuerwehr Puch in Kärnten/Österreich, die in einerStädtepartnerschaft mit der Gemeinde Weissenstein mündete. Bis heute werden Beziehungen gepflegt und gegenseitig an Veranstaltungen und Jubiläen teilgenommen.

Im Jahr 2000 kam es zu einem Wechsel in der Vereinsführung. Das langjährige Vorstandsmitglied Ernst-Ludwig Kessel wurde neuer 1. Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Nidda. Der bisherige 1. Vorsitzende Wilhelm Eckhardt übergab sein Amt, welches er über 28 Jahre inne hatte. Neben der Tätigkeit als Vorsitzender erfüllte er über weitere 20 Jahre hinweg verschiedene Ämter innerhalb der Einsatzabteilung, so dass er über einen Zeitraum von fast 50 Jahren maßgeblich an der Gestaltung der Wehr und des Vereins beteiligt war. Aufgrund seiner herausragenden Dienste wurde Wilhelm Eckhardt zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Wehrführer

Die Wehrführer seit dem Gründungsjahr
1877 – 1886Lynker, Daniel
1886 – 1896 Bechthold, Philipp
1896 Uhl, Lois
1897Stein, Lois
1898 – 1919Vetzberger, Karl
1919 – 1922Ruppel, Carl
1922 – 1929Wolf, Heinrich
1929 – 1935Haus, Philipp
1935 – 1939Seum, Hermann
1939 – 1946Erk, August
1946 – 1950Model, Arnold
1950 – 1951Luh, Karl
1951 – 1964Erk, Robert
1964 – 1971 Eckhardt, Wilhelm
1971 – 1983Rudakowski, Alfred
1983 – 1986Zeitz, Karl-Heinz
1986 – 2009Holland, Matthias
2009 – 2023 Riddel, Jörg
2023 – heute Holland, Jann-Eric

Der neue Vorstand stand vor großen Aufgaben und konnte auf eine personell und technisch, sowie finanziell gut ausgestattete Wehr zurückgreifen. So nahm man in 2001 die Sanierung des in die Jahre gekommenen Feuerwehrstützpunktes in Angriff. Neben ungezählten Stunden Eigenleistung wurden über 100.000 DM in die Räumlichkeiten investiert.

Mit großen Schritten bewegte man sich auf das 125. Jubiläum des Vereins im Jahre 2002 zu, das mit einem Festakt unter der Schirmherrschaft von Hessens Innenminister Volker Bouffier festlich begangen wurde. Im Laufe des Jubiläumsjahres wurde auch der Stadtfeuerwehrtages ausgerichtet und mit einem Oldtimertag Hessens seither größte Ausstellung an historischen Feuerwehrfahrzeugen und Löschutensilien organisiert.

Die immer komplexer werdenden Haftungs- und Gesetzesbestimmungen machten es notwendig in 2003 im Rahmen einer Satzungsänderung den Verein zum „eingetragenen Verein“ zu ändern. Seitdem trägt der Verein den Namen „Freiwillige Feuerwehr Nidda e.V.“

Die demographische Entwicklung machte auch vor dem Verein nicht Halt. So hatte man alle Mühe die Personalstärke der Jugendabteilung, die bislang das Rückgrat des Nachwuchses bildete, aufrecht zu erhalten. Eine Kooperation der Jugendabteilung mit der Jugendfeuerwehr Kohden schaffte kurzfristig Abhilfe, der Verein wollte aber der negativen Entwicklung gegensteuern. So wurde in Nidda als einer der ersten Feuerwehren in Hessen am 12.4.2005 eine Bambinifeuerwehr ins Leben gerufen. Zahlreiche Hürden, wie Versicherungspflicht und Satzungsänderungen mussten umschifft werden, bis die Betreuer der ersten Stunde, Harald Zeitz und Angela Aßmus, die rund 20 Bambini erstmals ausbilden konnten. Mittlerweile ist die sogenannte Kinderfeuerwehr fester Bestandteil von vielen Wehren und zudem sind die Aufgaben in das Hessische Brandschutz-Hilfeleistungsgesetz fest verankert worden. Heute gehören – Dank sei der Kinderfeuerwehr – die Nachwuchsprobleme der Jugendfeuerwehr der Vergangenheit an.

Im Laufe der Jahre wurde die Ausrüstung komplettiert. So wurden unter anderem ein aufblasbares Schnelleinsatzzelt sowie eine Wärmebildkamera beschafft. In 2010 wurde dann eine Feldküche in Dienst gestellt, die bei Großschadenslagen, aber auch bei Veranstaltungen seither gute Dienste leistet.

Am 6.3.2009 kam es dann zu einem Wechsel in der Wehrführung. Jörg Riddel, der lange Jahre stellvertretender Wehrführer war, übernahm die Führung der Wehr und führte mit neuen Ideen und frischem Wind die Arbeit in der Wehr erfolgreich fort.

In 2005 konnte sich der Verein mit der Stadt über die Nutzung des historischen alten Spritzenhauses am Niddarer Marktplatz verständigen. In liebevoller Arbeit und mit vielen Stunden Eigenleistungen wurde das Objekt saniert und zu einem Feuerwehrmuseum umgestaltet. Am 7. Oktober 2006 konnte das Museum, das mit vielen Leihgaben und historischen Löschgeräten bestückt ist, offiziell eröffnet werden. Prunkstück des Museums, das unter der Leitung des verdienten Vorstandsmitgliedes Klaus Dickel geführt wird, ist das Leichte Löschgruppenfahrzeug LLG Baujahr 1941. Bis zum Jahr 2000 wurde das Fahrzeug durch die Kameraden der Niddarer Wehr liebevoll und detailgetreu restauriert und nimmt noch heute an diversen Ausstellungen teil. Am 20.7.2007 nahm man das 100 jährige Bestehen des alten Spritzenhauses zum Anlass, um ein zünftiges Museumsfest mit vielen Teilnehmern aus Nah und Fern zu feiern.

In 2009 hielt auch das Internet Einzug in den Verein und man schaltete eine Webseite Online. Hier wird seit dem über die Aktivitäten, Gerätschaften und Einsätze berichtet.

Im Dezember 2017 wurde aus altersgründen die Drehleiter gegen eine moderne DLA(K) 23/12 von Magirus auf MAN Fahrgestell ersetzt. Das Fahrzeug wurde in einer Beschaffungsgemeinschaft mit den Wettererauer Kommunen Butzbach, Gedern und Nidda, sowie den zwei Kommunen Buseck und Pohlheim aus dem Kreis Gießen beschafft. Hierdurch konnte viel Verwaltungsarbeit und ein ordentlicher Rabatt erzielt werden.

Das Erfolgreiche vorgehen bei der Einkaufsgemeinschaft wurde zur Ersatzbeschaffung des Einsatzleitwagen wieder angewendet und zusammen mit den Kommunen Reiskirchen, Wettenberg, Lollar, Allendorf, Fernwald, Alsfeld und Mücke aus dem Landkreis Gießen acht nahezu baugleiche ELW 1 ausgeschrieben. Das neue Leitfahrzeug konnte dann am 19.10.2019 eingeweiht werden. Zur Ehrung des kürzlich zuvor Verstorbenen Kameraden Burghard Zeitz, ziert der Zusatzname “Bobby” die Front des Einsatzfahrzeuges.

Seit Februar 2020 konnte wegen der Covid 19 Pandemie nur eingeschränkt oder kein Übungsbetrieb für die Einsatzabteilung, die Jugend-, sowie Kinderfeuerwehr durchgeführt werden. Es entwickelten sich andere Möglichkeiten, wie der Onlineschulung, um weiterhin ein Betrieb aufrecht zu erhalten. Ersetzen konnte es bisher das Vereinsleben und die Übungsveranstaltungen nicht.

Bis zur Pandemie war der Verein als Veranstalter bei Niddarer Traditionsveranstaltungen wie dem Feuerwehrball im Januar, dem Fastnachtsumzug oder dem Himmelfahrtsgottesdienst in den Klippen aktiv tätig. All dies zeichnete das rege und aktive Vereinsleben aus, leider mussten viele Veranstaltungen in 2020 und 2021 abgesagt werden. Trotzdem gilt unser Dank für die Jahrzehnte langen Bereitschaft, nicht nur den vorab genannten Kameraden, Kommandanten und Vorsitzenden, sondern auch insbesondere allen anderen um die Feuerwehr verdienten Mitgliedern, Ehrenmitgliedern und Aktiven der Einsatzabteilung. Für ihren Einsatz beim Dienst am Nächsten, für die rege Mitwirkung und Gestaltung des Vereinslebens und das bewahren von guten Traditionen gelten ihnen unser besonderer Dank und unsere Anerkennung.

Stand 01/2021

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